Motivation

Andrea Petkovic (Foto: © Getty Images)

Was treibt einen Menschen eigentlich dazu an, sich jeden Tag acht Stunden im Training zu quälen, sich ständig über Grenzen zu zwingen, die man nun wirklich nicht gehen will? Was veranlasst einen Sportler, sich mit all seinen Stärken und Schwächen der Öffentlichkeit zu stellen, die gnadenlos über einen urteilen kann, wenn man seine Leistung nicht erbringt? Ist es Geld, ist es Ruhm, ist es Anerkennung? Von allem ein bisschen und nichts davon wirklich.

Wenn man von Kindesbeinen an mit Tennis aufwächst und sich ständig Auge in Auge mit seinen Rivalen misst, verblassen diese (zugegeben angenehmen) Begleiteffekte. Die intensiven Emotionen, die man in einem Match erlebt, kann man mit nichts anderem vergleichen, geschweige denn in einem anderen Beruf finden. Ich, als sowieso schon temperamentvoller und emotionaler Mensch, durchlebe in einer Partie von Wut, Trauer, Verzweiflung, Enttäuschung über Freude, Euphorie, Stolz und Glück das komplette Spektrum der Gefühle. Manche Menschen springen aus Flugzeugen, fahren Ski oder sehr schnell Auto, andere wechseln ihre Lebenspartner und nehmen Drogen, um Extreme zu leben. Ich setze mich immer wieder aufs Neue in eine Achterbahn der Gefühle und kann damit glücklicherweise meinen Lebensunterhalt verdienen.

Das Messen mit dem Gegner, das Streben nach unerreichbarer Perfektion, die von vielen unterschätzte mentale Herausforderung, die Erlösung nach einem verwandelten Matchball - all das gibt meinem Leben den Kick, den es braucht, um interessant, abwechslungsreich und vor allem lebenswert zu bleiben.

 

Meine Trainer

Mein erster und lebenslanger Trainer ist mein Vater Zoran. Von ihm habe ich das Tennisspielen erlernt, von ihm hat sich die Leidenschaft für diesen Sport auf mich übertragen und von ihm habe ich alle technischen Feinheiten vermittelt bekommen. Er ist immer ruhig und ausgeglichen, ungeachtet dessen, dass ich in jungen Jahren öfter einmal ausrastete, Schläger zerhackte und mich unmöglich benahm. Viele Leute forderten, er müsse mich zur Vernunft rufen und das würde nie gut gehen, weil er als Vater zu gut zu mir ist. Aber seine Geduld hat sich ausgezahlt. Ich habe meine Lektionen gelernt, habe mich und meine Nerven mehr unter Kontrolle und bin sehr ruhig geworden. Seine Trainingsphilosophie war stets auf Langfristigkeit ausgelegt und verlorene Matches standen nach abgeschlossener Analyse nicht mehr zur Debatte.

Da mein Vater allerdings auch Clubtrainer beim TEC Darmstadt ist, bin ich auf einen weiteren Trainer angewiesen, der mich auf meinen Turnieren rund um den Globus richtig einstellt. Jan de Witt übernimmt diese Aufgabe in dieser Saison. Jan ist ein moderner Coach, sehr genau, äußerst strukturiert und er arbeitet viel mit Videoanalyse. Er ist sehr zielstrebig und weiß genau, wo er mich als Spielerin hinführen will.